venerdì 27 aprile 2018


 
 

 
 
Die Belagerung  von Milazzo (1718/19)
Zehn endlose Monate. Die Bevӧlkerung von Milazzo  war verzweifelt und entmutigt. Alles begann im Juli 1718, als die Truppen von Philipp V. – die von Spanien gekommen waren, um  Sizilien wieder zu erobern, nachdem sie es fünf Jahre vorher verloren hatten  - in der Umgebung von Milazzo ihr Lager aufschlugen, längs der heutigen Strecke der (Staatsstrasse) Strada Statale 113, zwischen den Gemeinden  S. Filippo del Mela (Gegend Belvedere) und Merì.  Die spanische Belagerung von Sizilien  konnte nicht von der Eroberung von Milazzo absehen, damals eine der wichtigsten  Festungen  der  Insel.
Von Turin aus hatte der Herzog von Savoyen Viktor Amedeus  II.  - seit  1713 Kӧnig von Sizilien - zur Verteidigung der Burg and anderen Festungen von Milazzo das piemontesische Regiment Saluzzo entsandt, das bald von anderen  Verbündeten  unterstützt wurde, und zwar von den ӧsterreichischen Truppen des Kaisers  Karl  VI., die ihrerseits  die Unterstützung  der mächtigen britischen Flotte von Kӧnig  Georg I. erhielten.
In den ersten zwei und halb Monaten versuchten die Spanier (durch das Reiterregiment Salamanca und die Dragoner von Lusitanien) die Lebensmittelversorgung und den Munitionsnachschub Richtung Milazzo zu unterbrechen, um die Bevӧlkerung auszuhungern  und die piemontesische  Garnison  zur Uebergabe zu zwingen.  Aber die ständigen Verstärkungen  der ӧsterreichischen Truppen, die vom Meer herkamen, vereitelten diese Strategie (genannt Blockade von Milazzo). Nach der blutigen Schlacht  vom 15. Oktober 1718, in der das spanische Heer siegreich hervorging, - es  war seit einigen Wochen näher angerückt  und hatte sogar sein Lager  in der Mitte der Ebene (Piana von Milazzo), dicht am Stadtzentrum aufgeschlagen - geschah es, dass die Bevӧlkerung weitere lange  sieben Monate zu leiden hatte, weil sie einer langsamen Belagerung, - wie damals die militärischen Abhandlungen eine solche Strategie nannten - ausgesetzt wurden; diese Strategie bestand in ständigen von der Entfernung aus abgefeuerten Artillerieschüssen mit Mӧrsern und Kanonen, die von beiden  feindlichen Seiten benutzt wurden. Die Wirkungen waren verheerend  sowohl  für die Stadt  wie für die Bewohner, für die  buergerlichen und  kirchlichen Bauten, für die ganze Wirtschaft.
 



«In Milazzo aber harrte dieser so arg mitgenommenen Truppen keine Erholung, vielmehr standen ihnen noch grössere Entbehrungen bevor. Es gebrach an Allem, selbst an einem schützenden Obdach, denn die Zelte waren grösstentheils zugrunde gegangen und die Truppen fanden statt der kriegerischen Unternehmung nur Siechthum und Tod in dem Platze, in dessen Steinboden Hunderte von kaiserlichen Soldaten ruhen.

Weder die Anordnungen Daun’s, noch die Mühewaltung Caraffa’s, noch die vielfachen Vorstellungen Zum Jungen’s bei dem neapolitanischen Präsidenten Gervasio und dem General-Proveditore de Sarno vermochten hinreichende Aushilfe an den unentbehrlichen Bedürfnissen und genügende Vorräthe an Lebensmitteln zu beschaffen, so dass es den Truppen gegen Ende des Jahres 1718 selbst an Nahrung zu mangeln begann, da kein Holz zur Feuerung mehr vorhanden war. Der Soldat konnte bei dem anhaltenden Regen weder seine zerrissenen Kleider trocknen, noch sich erwärmen oder kochen; man hatte zum Theil die Häuser abgedeckt und Faschinen und Pflöcke, die aus den Fortificationen weggenommen wurden, verwendet. Als aber auch diese kärgliche Quelle zu versiegen drohte, fand sich FZM. Zum Jungen, nachdem am 4. Februar nur eine kleine Holzladung angelangt war, endlich veranlasst, den Hauptmann Baron Meusern vom Regimente Wetzel mit einigen Commandirten nach Tropea zu entsenden, um in Calabrien Holz zu fällen. Der Mangel an Brennmaterial und Stroh hatte den Truppen mehr Verluste zugefügt, als das feindliche Feuer; zu Ende des Jahres lagen nicht weniger als 1820 Mann krank in den Spitälern. Diese, dann die Absenten, Commandirten und Undienstbaren zählten zur Zeit nicht weniger als 6079 Köpfe, also fast die Hälfte des ganzen Standes; es blieben nur 7154 Füsiliere und 1127 Grenadiere, zusammen 8281 Mann dienstfähig. Da selbst die Kranken kein Stroh zum Lager erhalten konnten, war es begreiflich, dass bei der herrschenden Kälte täglich bei 30 Mann starben.

Ebenso wie an Lebensmitteln und den unentbehrlichsten Bedürfnissen herrschte auch an Geld und Munition empfindlicher Mangel. Die aus Neapel gekommenen Regimenter hatten die Löhnung noch für zwei Sommermonate rückständig, jene aus der Lombardie waren mit derselben für den Winter auf nur zwei Monate versehen worden».

Raimund Gerba, Die Kämpfe der Kaiserlichen in Sicilien und Corsica 1717/20 und 1730/32, Wien 1891.

 
 

Die verletzte Stadt:  ganze Viertel  niedergerissen  und die Wirtschaft  in starker Krise



Unzählbar waren die von den spanischen Bomben und Kanonenschüssen  zerstӧrten Gebäude. Dazu kamen noch die Bauten und die  Kirchen, die auf Anweisung der ӧsterreichischen Militärbehӧrde niedergerissen wurden: der grausame General George Olivier Wallis (1671-1743) liess ganze Viertel der Innenstadt  dem Erdboden gleich machen, besonders längs der heutigen Strasse Umberto I., um einen optimalen, freien  Blick  zu gewinnen  und den Angriffen der feindlichen Truppen zuvorzukommen.
Der General Wallis hӧchst persӧnlich befahl die Beseitigung von Dächern, Türen und Fenstern an den Gebäuden, die bislang  von den feindlichen Artillerien und von den   von ihm selbst  befohlenen Abbrüchen  verschont  geblieben waren, um das gewonnene Holz  in Schützengräben  und anderen militärischen  Werken wieder zu verwenden: Was von diesen  Gebäuden übrig blieb, gab er  zur Plünderung  und Zerstӧrung  seinen Soldaten anheim, die von der Abwesenheit der Besitzer  profitierten, die  schon  vorher    auf die Hügeln um Milazzo oder nach Capo Milazzo geflüchtet waren, um den Kriegswirren zu entfliehen.
Unter den Gebäuden, deren Dächer von den ӧsterreichischen Truppen entfernt wurden, sind die Lagerräume der Tonnara von Milazzo (Thunfischfabrik) erinnerungswert, auf dieser Fläche befindet sich heute  eine Tankstelle, die  gerade gegenüber dem früheren  Bahnhof von Milazzo  steht. Diese Gebäude wurden später von den Spaniern besetzt, die daneben  eine Artillerienbatterie aufstellten.  Diese  sowie eine  zweite,  die die Spanier in der Gegend Alberto  aufstellten,  verursachten einen  gewaltigen Terror im Hafen  und  zerstӧrten die Kirche Carmine, die jedoch gleich nach der Belagerung wieder aufgebaut wurde, wie man aus einer in Latein abgefassten Marmorgedenktafel  entnehmen kann, die sich im  Innern der Kirche  befindet.
Genauso  verheerend  waren  die Verwüsterungen  der  ausgedehnten  Weingärten, die aus Milazzo einen der bedeutendsten  Weinabsatzmärkte  in  Italien  machten.  Nach der Belagerung  hatten die Besitzer der Weinfelder, die wieder in die Ebene zogen, nicht wenige Schwierigkeiten  ihre Güter wieder zu erkennen,  so verwüstet  waren sie vom  andauernden Getrampel  der  Infanterie  und der  Kavallerie und den Gruben der Schützengräben. Ein Adliger aus Milazzo, Marcello Cirino,  beklagte in seinem ausgedehnten  Landgutbesitz  S. Basilio, der in der Gegend S. Marina  anfing,  eine Verwüstung von gut 16  Hektaren an Weinfeldern , für insgesamt 102.000 entwurzelte  Rebstӧcke, die ihm  jährlich 500 Hektoliter Schnittwein  eintrugen, etwa ein Hundertstel der gesamten Herstellung in Milazzo, die damals 48.000 Hektoliter betrug.


 
Die Lagerräume der Thunfischanlage in Milazzo, deren Dächer von den ӧsterreichischen Truppen entfernt wurden  und die nahestehende spanische  Kanonenbatterie.
George Olivier Wallis (1671-1743)
 
 

 


Die geteilte Stadt

Als die Belagerung begann, (Oktober 1718) befand sich ein grosser Teil der Bevӧlkerung in den Weingärten  der Ebene (Piana) zur Weinernte.  Die Verschärfung   der Truppengefechte hinderte plӧtzlich die Leute in ihrer Bewegungsfreiheit. Milazzo teilte sich in zwei: die Innenstadt (damals mit Mauern umgeben und verteidigt) und der Capo (die Spitze) blieben fest unter der Kontrolle der Piemonteser und ӧsterreichischen Truppen, während die  Ebene (Piana) unter die spanische Herrschaft fiel. Die angrenzenden Gemeinden unterwarfen sich auch den Spaniern.
Während es in den Monaten der Blockade (Juli - September) noch  mӧglich war zu Fuss oder beritten von der Innenstadt zur Piana und umgekehrt zu gelangen, obwohl die Einschränkungen  stets zunahmen, wurden ab Oktober  die Durchgänge  von und zur Umgebung streng verboten. Plӧtzlich fanden sich ganze Familien geteilt: die Kinder sahen  sich von der Liebe  und Pflege der Eltern  entzogen, die Frauen   von ihren Männern getrennt.  Um ihre Lieben wieder zu umarmen, die sich in die Ebene für die Ernte begeben hatten, mussten die Einwohner von  Milazzo bis zum Ende der  Belagerunäg warten (Mai 1719). Um sich mit  ihrer Familie wieder zu vereinigen, versuchten einige von ihnen eine abenteuerliche und riskante Flucht auf Meereswegen, die  aber  von den Artillerien und Gewehren  der spanischen Truppen  behindert wurde. Nicht alle fanden den Mut, ein so gefährliches  Unternehmen zu wagen.
 
 
 
Laufgräben, Schanzkӧrbe und Faschinen

Die Belagerung von Milazzo war ein Kampf, der in den Laufgräben erfolgte. Die Spanier bauten zwei so lange Laufgräben, dass sie die Halbinsel von einer Meeresseite zur anderen abriegelten.  Es waren zwei “contravallatione-Linien”, die den Zweck hatten, den Ausgang des Feindes von der Innenstadt  zu unterbinden. Dieser Ausgang hatte am 15. Oktober 1718, als noch keine  “contravallatione-Linien“ bestanden, einen blutigen Kampf  verursacht, der den spanischen Truppen viele Menschenleben gekostet hatte.
Da es sich bei den “controvallazione-Linien” um Gräben handelte, die man unter dem Feuer  der feindlichen Bomben und Kanonenkugeln ausheben musste, schuf man zuerst Sappen (auf Franzӧsisch Sapes), d.h. enge unterirdische Gänge, die von sachkundigen Sappeuren (sapeurs) angelegt wurden, die gewohnt waren, unter dem feindlichen Feuer zu arbeiten und deswegen sehr gut belohnt wurden.
Fuer eine Sappe brauchte man vier Sappeuren. Der erste begann zu graben  geschützt von einer Art von kleinem Handkarren, genannt Mantelet, und dann folgten die anderen,  die den  Graben immer tiefer aushoben.
Die ausgegrabene Erde wurde in Schanzkӧrbe (gabions) geschüttet, die nebeneinander aufgestellt,als Brüstung für die Sappe dienten. Der Mantelet schützte vor dem feindlichen Feuer den ersten Sappeure, wenn er den leeren Schanzkorb  aufstellte. Die lange Reihe Schanzkӧrbe, die als Einfassung und Brüstung der Laufgräben dienten, wurde dann  von Faschinen überdeckt und dann schliesslich von Erde und Steinen.
 


 


 
The Siege of Milazzo: Austrian and Spanish trenches

red trench: first Spanish line of contravallation
yellow trench: second Spanish line of contravallation
light blu trench: Austrian trench
red circles: Spanish guns
orange circles: Spanish mortars
blue line: Massimiliano Regis street
violet line: XX Settembre street
 

The process of sapping in the 17th century. From Vauban, De l’attaque et de la defense des places, 1737
Der hӧllische Regen der Mӧrser
Unter den schlimmsten Waffen, die in der Belagerung von Milazzo eingesetzt wurden, gehӧren die Mӧrser, Artillerien mit gebogenem Schuss, die verwendet wurden um mit Steinen  die Soldaten zu treffen, die in den Laufgräben Wache hielten (deswegen waren oft die Laufgräben mit grossen Brettern oder Tafeln bedeckt), oder um mit Steinkugeln die Dächer der Gebäude durchzuschlagen. Diese Waffen bewirkten Todesopfer  und grossen Schrecken unter der Bevӧlkerung der belagerten Stadt. Die Mӧrser wurden auch eingesetzt, um mit Bomben und Granaten zu schiessen.
Man unterschied zwischen mortai (Mӧrser) und trabucchi, (trabucchi), je nach der Lage der orecchioni (Schildzapfen), wie die zwei Arme  genannt wurden, die sich bei den Mӧrsern an der Hälfte von jedem Stück befanden,am Ende der culatta (des Stosses, - Hinterstück  der Kanonen) in den trabucchi.  Es war üblich jedoch  beide Arten  allgemein Mӧrser  zu nennen.
Man lud die Mӧrser indem man ganz unten in die innere Hӧhle Schiesspulver  einschob, das mit gut eingedrückter Erde und Heu bedeckt war und darauf legte man entweder die Bombe oder die Steinkugeln. Die Entzündung erfolgte indem man sehr feines Pulver in ein winziges Loch (focone oder lumiera genannt, auf Deutsch  Zündpfanne) einschob, das die Dicke der oberen Wand des Stückes durchging.  Eine Stange,die mit einer langsam brennenden Zündschnur abschloss, wurde auf das Loch gelegt, um den Schuss losfahren zu lassen.
 
 



 


 
 



Die Flotte vom Admiral Byng


Die Wiedereroberung Siziliens durch den Kӧnig Philipp den V. von Spanien wurde sehr erschwert infolge der Niederlage der spanischen Flotte in den Gewässern von Capo Passero (Seekampf  vom 11. August 1718 am äussersten südӧstlichen Ende Siziliens). Seit dem Zeitpunkt wurde die britische Flotte, die unter dem Befehl des Admirals George Byng bei Capo Passero die Kriegsschiffe von Philipp V. aufgebracht hatte, absolute Herrscherin des Mittelmeeres und erschwerte oder sogar verhinderte die Waffen - und Muntionsversorgung, die den in Milazzo und in anderen sizilianischen  Festungen befindlichen  spanischen Truppen   bestimmt war. ”Die britischen Schiffe hemmen und beeinträchtigen uns  beträchtlich“ schrieb der spanische  Vize-kӧnig Marquis di Lede im Dezember 1718 : ”vergebens  hoffen wir, dass die englische Flotte das Mittelmeer verlässt, nachdem das  Londoner Parlament eben erst dem Kӧnig freie Bahn gewährt hat“.
Während der Belagerung lagen stets auf der Reede von Milazzo englische Schiffseinheiten, darunter auch das  Admiralsschiff Barfluer  (am Bord befand sich Admiral   Byng). Sie belegten nicht nur mit ihren Schiffen die sizilianischen Küsten, sie geleiteten auch von Neapel und von Kalabrien aus den Nachschub an Lebensmitteln und Munitionen, die für die ӧsterreichischen Truppen in Milazzo bestimmt waren,mit denen sie verbündet waren. Um den spanischen Artillerien auszuweichen, die ständig Richtung Hafen gerichtet waren, ankerten sie längs der Küsten  des Capo (Spitze).
 
 
George Byng
Die Belagerung der Ueberläufer
Obwohl die Desertion  von den militärischen Ordnungen und Aufstellungen   beider Heerscharen verurteilt wurde, wurde sie wärend  der Belagerung von Milazzo ziemlich  geduldet. Im Herbst 1718 warben die Spanier zahlreiche ӧsterreichische Deserteure an - die die Flucht ergriffen hatten nachdem   ihr Lohn ausgeblieben war - und stärkten ihre Bataillone, die durch Tote und Verwundete dezimiert waren. Jedoch hütete sich  der spanische Vize-kӧnig vor der Bildung von Kompanien, die nur  aus Deserteuren bestanden, er zog  es  umsichtig vor, sie unter den verschiedenen Regimentern aufzuteilen. Der Einsatz der Deserteure  wurde für das spanische Heer  notwendig, da es unter dem ständigen Druck der Englischen Schiffe stand, die den Mittelmeerraum in allen Richtungen durchkreuzten, um Verrückungen der feindlichen Truppen zu verhindern. Durch das Ausbleiben von Truppenverstärkungen blieb den Spaniern keine andere Wahl, als Deserteure anzuwerben.
Auch die spanischen Soldaten liefen aus wirtschaftlichen Gründen zum Feind über, denn gerade im April 1719  erbeuteten  die Engländer ein mit vielen  Gütern beladenes spanisches Schiff, das das Geld für ihren Lohn bringen sollte. Die Nachricht der Erbeutung des Schiffes gelangte zu den spanischen Truppen durch Papierzettel, die von den feindlichen Kampfgräben ihnen zugeschleudert wurden, gerade um die Soldaten  des Spanischen Kӧnigs zur Fahnenflucht zu bewegen, die sehr oft abenteuerlich und riskant  verlief, indem die Soldaten von einem Lager zum anderen schwimmend wechselten. Nicht allen gelang das Unternehmen: am 19. April 1719 wohnten die Bewohner von Milazzo der brutalen Hinrichtung von einem ӧsterreichischen Deserteur bei, der von seinen Landsleuten  wieder erfasst  und in der Nähe der Kirche S. Giuseppe gehenkt wurde.
 


 
Der Kampf am 15. Oktober 1718
Gehӧrte zum blutigsten Augenblick der Belagerung. Unter Ausnutzung des Umstandes, dass  kein  Laufgraben die Feinde schützte (d.h. die  contravvallazione, die die Spanier kaum  zwei Tage später gebaut hätten), verliessen die ӧsterreichischen Truppen und das Regiment Saluzzo die Innenstadt, um das spanische Lager in der Piana (Ebene) anzugreifen.
Der erste Zusammenstoss erfolgte am spanischen vorgeschobenen Posten in der Gegend von S. Giovanni (casa de S. Juan). Trotz der tapferen Verteidigung von etwa hundert Soldaten unter dem Befehl des Regimentobersten von Aragona  Manuel de Sada y Antillón und des Kommandeurs der Kӧniglichen  Wallonischen Wachen, Grafen von Züveghem, der bei diesem Anlass gefangen gernommen wurde, unterlagen die Spanier und boten den feindlichen Truppen die Gelegenheit, in kurzer Zeit die Mitte und die linke Seite des spanischen Lagers zu erobern, und zwar zwischen der Gegend Barone und dem westlichen Strand (Gegend Casazza). Der  westliche Strand war mit Reitern besetzt (Regiment Salamanca und Dragonern Lusitania ) und mit dem nahen  Regiment Milano.
Die Eroberung des spanischen Lagers brachte mit sich Raubzüge und Plünderungen durch die kaiserlichen Truppen, die aus den Infanteriebataillons Guidobald von Starhemberg, Maximilian von Starhemberg, Lorena, Wallis, Wetzel und Toldo bestanden, alle unter dem Befehl  des Generals George Oliver Wallis,  und aus den berittenen Dragonern  Tige, unter dem Befehl  des Grafen Giulio Veterani. 
Die Raubzüge  im spanischen Lager (es wurde meistens  Geld entwendet, aber auch Waffen und Munitionen) gestatteten den ӧsterreischischen Soldaten ihren armseligen  Lohn aufzurunden und wurden später von einem Teilnehmer am Kampf beschrieben, und zwar von Jaime Miguel de Guzmán y Dávalos Spinola, Gründer und Oberst der Dragoner Lusitania.
Dank der Raubzüge, die die feindlichen Truppen ablenkten, gelang es den Spaniern bald wieder die verlorenen  Posten zu gewinnen und den Feind  in die Innenstadt zurückzujagen. Es kamen ihnen zu Hilfe das Reiterregiment Farnese, das gerade in Milazzo eingetroffen war zusammen mit dem Vize-kӧnig Marquis di Lede,  Oberbefehlshaber der Truppen von Philipp V. in Sizilien. Die Niederlage der feindlichen Reiterei (Dragoner Tige) wurde verschärft durch die eklatante Gefangennahme des Generals Giulio Veterani, der vom Oberleutnant des Regiments  Farnese gefangen genommen wurde, Marquis   di Bondad  Real.  Unter dem Befehl  des zukünftigen Vize-kӧnigs  von Perù, José de Armendáriz y Perurena,  erfolgte die Wiedereoberung des vorgeschobenen Postens von S. Giovanni, die viele ӧsterreichische Soldaten zwang sich ins Meer zu tauchen, um sich zu retten.
Die kaiserliche Niederlage - insgesamt 3000 Tote und Verwundete und mehr als 1000 Gefangene - kam dem Neapolitaner Giovanni Carafa, Oberbefehlshaber der ӧsterreichischen Truppen in Milazzo, teurer zu stehen, er wurde bald von seiner Stelle abgesetzt. In einem Bericht, den er am 16. Oktober 1718 nach Wien entsandte, rechtfertigte er sich indem er darauf hinwies, dass sowohl  die spanische Reiterei (Dragoner Lusitania) als auch seine (Dragoner Tige) gelbe Uniformen trugen, ein Umstand, der seine Soldatern verwirrte, die infolgedessen  vom Feind überfallen wurden.
 

 Manuel de Sada y Antillón
 
 Jaime Miguel de Guzmán y Dávalos Spinola,
Gründer und Oberst der Dragoner Lusitania.

Lusitania, 1769
 

 



 
 
 
Die Burg und die mit Mauern umgebene Stadt zur Zeit der Belagerung
Da die Burg von Milazzo schon vor dem Krieg mit dem Militär des Regiments Saluzzo besetzt war und das Fassungsvermӧgen  der Burg beschränkt war,  war es nicht mӧglich auch die ӧsterreichischen Verbündeten dort unterzubringen. Sie lagerten  zwischen der Kirche S. Papino und  der Polifemo Grotte und z. Teil am Capo (Spitze). Eine Ausnahme bildete ihr Befehlshaber, General Zumjungen, der lange Zeit im Kloster von S. Domenico untergebracht war, am Fusse der breiten Freitreppe, die zum Eingang der befestigten Zitadelle  oder zum mit Mauern umgebenen Stadtkern   führt.
Als der Krieg heftiger wurde, entschied sich  der Piemonteser Oberbefehlshaber Missegla seinen üblichen Wohnsitz am Borgo, den Palast des Statthalters, zu verlassen und ins Haus der adligen Familie Lucifero zu ziehen, das sich neben den aragonesischen Einfassungsmauern befand. Gerade der Befehlshaber Missegla ordnete die Räumung des Domes an, um ihn als Getreidelagerraum  und besonders auch als Militärkrankenhaus zu verwenden. Er befahl auch die Räumung des Klosters der Benediktiner-Nonnen, um es als Lagerraum  für Lebensmittel und Munitionen zu verwenden  und liess die Nonnen ins Kloster am Borgo umziehen, das sich neben der Kirche SS. Salvatore befand, die gegenüber einer anderen Kirche lag (S. Gaetano) und vorläufig als Kathedrale diente.
Im Febraur 1719, infolge der hohen Anzahl an pflegebedürftigen Untergebrachten im Dom (es waren gut 260),  und um einer Seuche vorzubeugen (es gab noch keine hygienischen Massnahmen und der Gestank im Dom war unerträglich),  wurden 75 Patienten, die in der Lage waren eine Seereise zu überstehen, nach Kalabrien gebracht. Am 25. März 1719 wurde  der Marquis d’ Andorno, Oberbefehlshaber der Piemonteser Truppen auf Sizilien, im Dom  begraben; er war gerade in Milazzo an Krankheit gestorben und zum Andenken wurde ihm  ein Grabstein gewidmet. Kurz darauf lief die Küche, die unter der neuen Sakristei vom Jahre 1704 eingerichtet worden war, um dem Militärkrankenhaus zu dienen, Gefahr die wertvollen  Holzarbeiten der Sakristei  in Brand zu stecken.
Am 23.Mai 1719 starb tragisch im Schlaf ein Soldat des Regiments Saluzzo, der von den Mauern der befestigten Zitadelle  herabstürzte. Er konnte nicht einschlafen vor lauter Flӧhe, die seine Liegestatt infiziert hatten, er beschloss die Kaserne zu verlassen, in der er sich aufhielt und im Freien zu schlafen. Die unbedachte Entscheidung, sich auf den hohen Mauern niederzulegen, hatte für ihn fatale Folgen.
 
 
1. Cathedral - Duomo antico 
2. Ancient City Hall - Palazzo dei Giurati (Municipio)
3. Benedectine Monastery - Monastero delle Benedettine
 
 
Die chiffrierte Schrift, die von den spanischen Truppen angewandt wurde
Um zu verhindern, dass geheime in der Kriegskorrespondenz von und nach Spanien enthaltene Nachrichten in feindliche Hände fallen kӧnnten, benutzten die spanischen Militärbehӧrden wirksame chiffrierte Geheimzeichen.  Die Ueberprüfung der entzifferten Korrespondenz des Vize-Kӧnigs Marquis de Lede, die von Milazzo  im Herbst 1718 entsandt wurde und heute im Archiv General de Simancas aufbewahrt wird, ermӧglichte, dass man einen grossen Teil der chiffrierten  Schrift wiederherstellen konnte; sie bestand meistens aus Zahlen ,die gewissen Silben oder einzelnen Alphabetbuchstaben entsprachen. Das hier wiedergegebene Schema listet  die einzelnen verwendeten Zahlen auf, einige davon bezeichneten allgemeine Wӧrter oder  Ausdrücke, wie z.B. “regimiento di artilleria “ oder “Su Magestad”, die laut Liste den Zahlen  406 und 713 entsprechen.